Verhältnisse

Männer und
Gleichstellung

Gleichstellung als Teamsport

Geschlechtergerechtigkeit ist ein Gewinn für alle – auch für Männer, die wir in unserem Monatsbeitrag für August besonders ansprechen wollen.


Eine lückenlose Gleichstellung bedeutet mehr persönliches Wohlbefinden, weniger Stress sowie mehr Freiheit und Gestaltungsspielraum. Dafür tragen wir gemeinsam Verantwortung. Die Herstellung und Bewahrung von Geschlechtergerechtigkeit ist keine »Frauensache«, sondern eine Gemeinschaftsaufgabe – sie gelingt nur im Team. Was man(n) konkret tun kann, haben wir hier in ein paar Schritten zusammengefasst.

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Reflektiert und hinterfragt Rollenbilder

Macht euch eure unbewussten Vorurteile bewusst
Wir alle wissen, dass es sie gibt: Die unbewussten Vorurteile, die jede und jeder von uns hat, und die alle von uns betreffen. Der »Gender Bias« ist eine unbewusste Denkabkürzung unseres Gehirns, aufgrund derer wir Annahmen über »typische« oder »untypische« Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften von Frauen oder Männern treffen. Das einzige Gegenmittel: Regelmäßige Check-Ups. Dafür empfiehlt sich zum Beispiel auch unser »Gender Bias Bingo« aus dem Mai 2021.

Lasst Emotionen zu

Traut euch, Gefühle zu zeigen und zu verbalisieren
Auch Männer dürfen traurig sein, weinen und lachen oder Freude, Liebe und Begeisterung zeigen, wenn ihnen danach zumute ist. Egal wie – zeigt Emotionen und Empathie und unterdrückt eure Gefühle nicht, das ist ungesund! Denn an der Behauptung, dass geteiltes Leid nur halbes Leid sei und die gemeinsame Freude sich verdoppele, ist tatsächlich etwas dran.

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Seid fortschrittliche Väter

Entwickelt eine gesunde Work-Family-Balance
Viele Väter wünschen sich mehr Zeit mit ihren Kindern und wollen diese dabei unterstützen, ihre Persönlichkeiten und eigene Interessen zu entwickeln. Aber nur wenige nehmen Angebote wie Elternzeit wahr, verringern ihre Arbeitszeit oder schöpfen die Möglichkeiten des flexiblen Arbeitens aus. Gleichstellung betrifft alle Bereiche unseres Lebens – auch und gerade unsere Familien!

Achtet auf die faire Verteilung von Aufgaben

Übernehmt Verantwortung in der Care-Arbeit
Durchschnittlich leisten Frauen pro Tag 52,4% mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer. Dies betrifft insbesondere die Kinderbetreuung und die Hausarbeit, aber auch die Pflege von Angehörigen. Die unfaire Verteilung von Haushaltstätigkeiten und anderen Care-Aufgaben führt aber nicht nur im Alltag zu Ungerechtigkeiten, z.B. zu einem erhöhten mentalen Druck, einem Mangel an Zeit für andere Tätigkeiten wie bezahlter Erwerbsarbeit oder zu einem höheren Burnout-Risiko, sondern wirkt sich auch negativ auf die später durchschnittlich niedrigere Altersversorgung von Frauen aus.

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Benutzt eine geschlechtergerechte Sprache

Erhöht die Sichtbarkeit von Frauen und nicht-binären Personen
Sprache schafft Realität. Eine geschlechtergerechtere Sprache trägt dazu bei, die Sichtbarkeit von Menschen zu erhöhen, die derzeit im generischen Maskulinum nicht abgebildet werden. Mehr dazu findet ihr in unserem Monatsbeitrag zur Sprache vom Juli 2021.

Setzt euch im Arbeitskontext für mehr Fairness ein

Helft mit, patriarchale Strukturen am Arbeitsplatz zu überwinden
Auch in der Arbeitswelt ist das Patriarchat immer noch präsent. Oft wird das als so »normal« empfunden, dass die daraus erwachsenden Ungerechtigkeiten kaum ins Bewusstsein vordringen. Um diesen Strukturen entgegenzuwirken, sollte man für Diversität sorgen – sowohl auf den Panels als auch hinter den Kulissen. Gebt Frauen in Besprechungen Raum für ihre Beiträge, hört zu, unterstützt, verzichtet auf »Mansplaining« und hinterfragt euer Handeln – geht ihr wirklich vollkommen gleich mit Männern und Frauen um?

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Positioniert euch klar gegen Sexismus

Hinterfragt euer Verhalten und handelt, wenn ihr Sexismus oder sexuelle Belästigung beobachtet
Fast jede Frau in Deutschland hat in ihrem Leben bereits sexuelle Belästigung erlebt. Diese reicht von anzüglichen oder abwertenden Kommentaren bis hin zu sexueller Gewalt. Aber auch abseits von verbalen oder physischen Übergriffen ist Sexismus eine permanente Begleitmelodie des Lebens von Frauen und nicht-binären Personen. Solidarisiert euch mit betroffenen Personen, mischt euch ein und stellt auch euer eigenes Verhalten auf den Prüfstand.

Kämpft gemeinsam für Geschlechtergerechtigkeit

Macht auf Ungleichheiten aufmerksam und bekämpft sie
Männer sind vielseitig privilegiert. Sie sitzen häufiger in Vorständen und Chefetagen, leisten weniger unbezahlte Arbeit und sind seltener von sexueller Belästigung oder Abwertung betroffen. Männer sind oft immer noch das Maß aller Dinge und bewegen sich darum mit einer größeren Selbstverständlichkeit als Frauen oder nicht-binäre Personen in unserer Welt. Diese privilegierte Position ermöglicht es aber auch, sich wirkungsvoll gegen Ungleichheiten zu positionieren und Geschlechtergerechtigkeit zu fordern und zu leben!

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Druckfrisch

Wir haben unsere 8 Schritte in Richtung Gleichstellung noch mal auf einem ausgewachsenen A3-Poster zusammen-gefasst. Schritt 9: Print it, read it, spread it.

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Männer über Männlichkeit

Die Auseinandersetzung mit individuellen Erfahrungen gibt uns die Chance, das Kleine im Großen und das Große im Kleinen zu betrachten. Dies gilt insbesondere für Rollenbilder und subjektive Erfahrungen mit Männlichkeit. Darum haben wir zwölf Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes gebeten, uns etwas über Klischees, toxische Männlichkeit, Rollenverteilungen und ihre persönliche Haltung zu einer geschlechtergerechten Sprache zu erzählen.

Ich wünsche mir einen offenen Diskurs um das Thema Gleichstellung – auch insbesondere im Umgang mit konservativen Meinungen. Auch hoffe ich, dass in Zukunft Themen die sich insbesondere an männliche Zielgruppen richten (z.B. toxische Männlichkeit, Rollenerwartung oder spezifisches Männer-Networking) mit der gleichen Energie vorangetrieben werden, wie es bereits in anderen Gleichstellungsbereichen der Fall ist.

Benedikt Geisbuehl

Ideale Männlichkeit: den Mut haben, die eigene Position und Rolle immer wieder zu hinterfragen – und das eigene Verhalten gegenüber anderen zu reflektieren.

Christian Küsters

Die Gesellschaft  sollte erkennen dass jede:r weibliche und männliche Aspekte hat und diese auch ausleben sollte.

Thomas Pfeiffer

Ich stelle mir für die Gleichstellung im Jahr 2050 vor, dass sie – auch wenn das sehr optimistisch gedacht sein mag – verwirklicht und deshalb kein Thema mehr ist.

Stefan Bantle

Meine Kinder sollen in einer Gesellschaft aufwachsen wo Frauen*, die DAX-Unternehmen leiten, nichts Außergewöhnliches sind, in der Väter als Hausmann arbeiten ohne als besonders „fürsorglich” zu gelten, wo alle unbewusst eine geschlechtergerechte Sprache nutzen und wo alle ungeachtet ihrer sexuellen Identität in jeder Jobbranche arbeiten können mit der Gewissheit, dass sie für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn verdienen werden.

Kaya Mrugalla

Arbeitet meine Frau? Und ob! Multitasking mit vier Kindern! Ich kann die Abwertung der Arbeit von Hausfrauen und Müttern nicht mehr hören! Erwerbstätigkeit ist nicht alles.

Martin Eberts

Ich wünsche mir dass ich mich nicht mehr dafür rechtfertigen muss, wenn ich als Mann Zeit mit meiner Familie und meinen Kindern verbringen möchte und eine ganzheitlichere Arbeitswelt, die auch Familienarbeit als Leistung für die Gesellschaft anerkennt.

Ramin Moschtaghi

Wichtig ist eine entsprechende Ausbildung für Jungs und junge Männer, damit sie lernen, Gleichstellung und ihre Bedeutung einzuordnen und zu verstehen. Meine ganz konkrete positive Erfahrung ist, weniger Arbeit, mehr Freizeit, gleiche Lastenverteilung im Haushalt und vor allem mehr Lebensqualität. Und Gleichstellungpolitik sollte mehr an einer tatsächlichen und alltäglichen Gleichstellung arbeiten. Frauen und Mädchen brauchen einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung und einen konsequenten Schutz vor Diskriminierung, männlicher Gewalt und genereller Ausbeutung. Und das beginnt mit Ausbildungsinhalten zur Gleichstellung bereits im eigenen Haus, im Kindergarten und der Schule.

Fritz Martin

Dank Jobsharing wechseln meine Partnerin und ich uns fair und ausgeglichen im Beruf und Familienleben ab. Davon profitieren wir alle: unser Kleiner, und natürlich Mama und Papa!

Frederic Erdt

Vor Podiumsdiskussionen frage ich die Verantwortlichen, ob auch Frauen Teil der Gesprächsrunde sein werden. Wenn nein, sage ich ab – egal in welchem Land.

Achim Burkart

Ich habe in einer langen Elternzeit meine Kinder groß werden sehen. Ich wünsche allen Vätern von Herzen, ohne Diskussionen oder Sprüchen von Kollegen, in Elternzeit gehen zu können, auch für 1 Jahr. So hoffe ich, dass ein ähnliches Konzept wie es in Schweden praktiziert wird, sich bis 2050 auch in Deutschland etabliert. Wer dort als Vater keine Elternzeit nimmt, bekommt keine Steuererleichterungen …

Ron Kirsch

Gleichstellung soll im Jahr 2050 kein Thema mehr sein, sondern eine Selbstverständlichkeit. Ungezwungen und natürlich, von allen gelebt.Ich wünsche uns allen – Frauen wie Männern – etwas mehr Mut, dies zu verwirklichen.

Patrick Dzierzon

#zeichensetzen
Mehr als Symbolpolitik!

#zeichensetzen versteht sich als bewusste Doppeldeutigkeit – denn eine gendergerechte Sprache ist nur der Anfang! Poste deine Fragen, Wünsche oder Forderungen unter unserem Hashtag #zeichensetzen oder schicke uns eine E-Mail mit deiner Geschichte an info@zeichensetzen.jetzt und werde Teil der Kampagne!

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